Fasching mit Taktstock
Es ist ein musikalisches Spektakel der ganz besonderen Art: das traditionelle Faschingskonzert „Fasching mit Blechschaden“ im Münchner Gasteig. Die Mitglieder des Zollinger Blasorchesters durften am Sonntag ganz nah dabei sein.
Zollinger Zu Gast im Gasteig
Von Maria Martin
Zolling – Auf Einladung des Münchner Hornisten Bob Ross, dem Dirigenten des weltbekannten Ensembles, begleiteten sie die Blechbläser der Münchner Philharmoniker vor rund 2000 Zuschauern auf der Bühne der Philharmonie. Faschingskonzerte mitgestalten, das kann manchmal in billigem Klamauk enden. Nicht so, beim „Fasching mit Blechschaden“ im Münchner Gasteig. Klassik Liebhaber mit einem Faible für originelle Bläserkunst kommen alle Jahre gerne zu dem hinreißenden Faschingsvergnügen in den schönen Münchner Konzertsaal. Diesmal staunten die Gäste nicht schlecht.
Bereits im Foyer durften sie den mitreißenden Klängen von bayerischer Volksmusik lauschen: das Zollinger Blasorchester unter Leitung von Markus Fichtner gab eine Kostprobe ihres Könnens. Doch wie kam die Einladung zu Stande? Eine langjährige Freundschaft verbindet die Musiker aus dem Ampertal mit Bob Ross. Der Hornist der Münchner Philharmoniker war schon öfter zu Konzerten und Workshops beim Musikverein in Zolling zu Gast. Musikvereinsvorsitzender Markus Staudt erinnert sich noch gut an das Jahr 2005, als der „kleine Schotte mit dem großen Humor“ die Reise des Zollinger Musikvereins zum „German Fest“ im US-Bundesstaat Milwaukee begleitete. „Pizza mit Sauerkraut“ habe man damals gemeinsam verkostet. Daran erinnerte sich sogar Bob Ross noch. Der „Blechschaden“-Dirigent verriet dies am Sonntag dem Münchner Publikum mit augenzwinkerndem Witz. Launige Ansagen sind sowieso eine der großen Stärken des Berufsmusikers. Er ist quirlig, permanent in Bewegung und wenn er dirigiert, erbebt der ganze Körper bis in die hoch aufgerichteten Arme mit Taktstock. Gleich zu Beginn des Konzertes am Sonntag hatte er die Lacher auf seiner Seite. Die Musiker betraten die Bühne mit dem Konterfei des amerikanischen Präsidenten. „Time to say goodbye“, jene ursprünglich aus Italien stammenden Schnulze, stellte Ross launig - wohl als kleinen politischen Beitrag zum Fasching - in den Raum. Es war eine faszinierende Mischung von Renaissance bis Rock, das das Ensemble darbot. Recht mutige Arrangements mit eingeschlossen: Denn wer außer Ross käme wohl sonst noch auf die Idee, eine Bach-Toccata für Orgel mit Blechblasinstrumenten und Schlagzeug zu spielen. Oder im Dialog mit zwei Alphörnern ein Instrument in den Konzertsaal zu bringen, das eher mit Volksmusik in Verbindung gebracht wird.
Das Zollinger Blasorchester hatte sich auf der Bühne im Hintergrund postiert, schnippte und klatschte zu den einzelnen Soli der Blechbläser mit. Ihre eigenen Instrumente durften sie dann ganz zum Schluss auspacken, als die letzte Zugabe – der von Johann Strauß Vater komponierte Radetzky-Marsch – erklang. Übrigens trommelte hier auch der neun jährige Zacharias mit: ein unvergesslicher Auftritt für den Filius von Musikverein-Dirigent Markus Fichtner.
Umtrunk hinter der Bühne
Nach dem Konzert traf man sich noch hinter der Bühne zu einem kleinen Umtrunk. Bob Ross sorgte auch hier für Lacher: er erzählte über sein neues literarisches Werk, das im Herbst erscheinen wird: „Von Dirigenten und andere Katastrophen“, so der Titel, zu dem der Münchner Karikaturist Dieter Hanitzsch schon einmal vorab ein Konterfei gezeichnet hatte.